Ein Luftpostbrief von Dresden nach Zoppot
(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)
Diesmal geht es um einen Luftpostbrief vom 6. November 1925 an einen Augenarzt in Magdeburg. Allerdings ging der Absender bereits davon aus, dass sich der Empfänger schon nicht mehr in Magdeburg sondern in Zoppot, das damals zur Freien Stadt Danzig gehörte, befinden könnte (Vermerk auf dem Brief links unten: "wenn verreist bitte nachsenden nach Zoppot, Schulstr. 11a, Freie Stadt Danzig"). Tatsächlich wurde der in Magdeburg ("hauptpostlagernde") Brief dann auch nicht abgeholt und deshalb weiter nach Zoppot geschickt, wo er seinen Empfänger anscheinend auch erreichte.
Die Beförderung von Dresden nach Magdeburg erfolgte auf der am 10. August 1925 eröffneten ersten deutschen Wasserfluglinie Dresden-Altona. Geflogen wurde mit zwei Wasserflugzeugen vom Typ Junkers F 13, dem weltweit ersten Ganzmetallflugzeug. Auf der vierstündigen Flugreise mit Zwischenstopp in Magdeburg wurden maximal 4 Passagiere, leichtverderbliche Waren (z. B. Seefisch) und natürlich Post befördert. Der Start der Wasserflugzeuge erfolgte am Johannstädter Elbufer in Höhe der ehemaligen Gaststätte "Johannstädter" in der auch der Ticketschalter untergebracht war.
Nachdem durch die Eröffnung der Landfluglinie Dresden-Hamburg Anfang 1926 eine starke Konkurenz entstanden war, wurde die Wasserfluglinie nach nur 134 Flügen im Sommer des gleichen Jahres wegen Unrentabilität eingestellt.
Doch zurück zu unserem Brief. Da dieser Brief auf dem für die Luftpost zuständigen Postamt 25 in der Dresdner Neustadt zwischen 7 und 8 Uhr abgestempelt wurde, kann man davon ausgehen, dass er mit der um 9.30 Uhr startenden Maschine nach Magdeburg flog und dort gegen 11.30 Uhr ankam (Hinweisstempel auf der Rückseite: "Mit Luftpost befördert Magdeburg I.). Nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von 14 Tagen (postlagernd!) ging die Reise (sicherlich auf dem Landweg) weiter nach Berlin, wo der Brief am Nachmittag des 21. November 1925 eintraf. Wie und wann der Brief nach Zoppot gelangte lässt sich nicht nachvollziehen, da für diesen Streckenabschnitt leider keine Stempel auf dem Brief zu finden sind.
Sicher ist dieser Brief philatelistisch beeinflusst (vom selben Absender liegen mir noch ähnliche Luftpostbriefe vor). Vielleicht war darin sogar verfügt, dass er an den Absender zurück gehen sollte (darauf könnte der Hinweis auf der Rückseite: "Hier aufschneiden!" hindeuten). Auf jeden Fall aber ein Stück Papier, dass vor knapp einhundert Jahren so einiges erlebt hat...