Internationaler Philatelistenverein von 1877 Dresden e.V

Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Hugo Eckeners Idee

Hugo Eckener wurde 1868 in Flensburg als Sohn eines Zigarrenfabrikanten geboren und wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf.

Sein Bruder lebte als Maler, er selbst heirate die Tochter eines Druckereibesitzers, mit der er fast 60 Jahre bis zu seinem Tod in den 1954 verheiratet sein sollte. Er studierte in München, Berlin und Leipzig diverse Fachrichtungen und promovierte 1892 in Leipzig bei Prof. Wundt in Psychologie über „Sinneneindrücke.“ Prof. Wilhelm Wundt gilt als einer der Begründer der Psychologie und untersuchte dabei auch die „Völkerpsychologie“; einen Begriff, den wir heute nicht mehr kennen und den er sicher auch seinem Doktoranten Hugo Eckener nähergebracht hat, dazu später. Dem Studium schloss sich bei Eckener eine journalistische Tätigkeit an, bei der er den Pionier der Luftschifffahrt Graf Zeppelin kennen lernte.

Eckener war zunächst von den Zeppelinen nicht angetan und berichtete negativ über sie, was sich später durch einen von Graf Zeppelin gesuchten engeren Kontakt änderte. Eckener begeisterte sich fortan für das System „Leichter als Luft“, siedelte nach Friedrichshafen am Bodensee über und wurde Fahrtenleiter, Prokurist und 1912 Direktor der 1909 gegründeten DELAG, der Deutschen Luftschiffahrts AG. Sein Engagement erfolgte aber nicht nur am Schreibtisch, vielmehr war er ein Mann der Tat, er erwarb das Kapitänspatent, führte selbst die Luftschiffe und bildete im I. Weltkrieg – er war ja selbst schon fast 50 Jahre alt – Luftschiffer aus.

Im Weltkrieg waren, was man heute kaum noch kennt, die Luftschiffe besonders im Nordseebereich zu Aufklärungszwecken unterwegs, aber sie warfen auch Bomben über feindliche Stellungen ab. Bekanntlich endete 1918 der Weltkrieg nicht nur mit der Niederlage des Kaiserreichs Deutschland, vielmehr bürdete der in Versailles der Weimarer Republik alternativlos diktierte Friedensvertrag enorme Reparationsleistungen auf.

Auf einen Bonus aufgrund der nun geänderten, demokratischen Verhältnisse hatte man in Berlin umsonst gehofft. Deutschland musste sich demilitarisieren, durfte keine Luftwaffe führen und das Ende der Luftschifffahrt schien gekommen.

Da entwickelte Hugo Eckener eine fast geniale Idee und zwar in unternehmerischer, national/politischer als auch völkerverbindender Hinsicht: Er bot den USA einen Vertrag an, der vorsah, einen Teil der Reparationsleistungen mit einem in Friedrichshafen gebautem Luftschiff zu begleichen. Als Bedingung vereinbarte man, dass das Luftschiff von Deutschland aus erfolgreich den Atlantik queren musste, was damals als kaum zu bewerkstelligen galt. 

Ein Scheitern hätte sicher das Ende seiner langjährigen unternehmerischen Tätigkeit bei der DELAG, als auch der Luftschifffahrt in Deutschland insgesamt bedeutet. Wenn jedoch das Luftschiff den Atlantik querte, war nicht nur der Vertrag erfüllt, nein das Luftschiff wäre zugleich ein Bote für die die technische Leistungsfähigkeit Deutschlands und für seinen Willen, diese friedensstiftend und damit völkerverbindend einzusetzen.

Man wünscht sich heute wieder solche Unternehmerpersönlichkeiten, deren Ziel über die reine Gewinnmaximierung oder Steuerersparnis hinausgeht. Wenn es im öffentlichen Diskurs aber kein nationales Element geben soll bzw. es unerwünscht ist, dann darf man auch nicht das Hinzutreten solcher Art motivierter Persönlichkeiten erwarten.

Das wie eine Zigarre aussehende und nahezu geräuschlos am Himmel schwebende Ding würde nach Eckeners Idee auch zu einer Art Friedensbote, einem Angebot, sich nach dem Krieg über den Atlantik hinweg die Hände zu reichen für eine bessere, gemeinsame Zukunft, in der Deutschland wieder gleichberechtigt am Tisch der Völker seinen Platz einnehmen durfte.
Dieses psychologischen Moments war sich Eckener sicher bewusst, musste doch die deutsche Delegation 1919 in Versailles eine Abordnung französischer Kriegsinvaliden abschreiten, deren Gesichter vom Krieg grausam entstellt waren.
Am 27.8.1924 absolvierte das mit fünf Maybach-Motoren zu je 410 PS Motoren versehene Luftschiff LZ 126 seine erste Fahrt, sechs weitere folgten aus Erprobungszwecken. Postbeförderungen aus dieser Zeit beschränken sich auf wenige Stücke, die bei SIEGER allesamt zwischen 2.000 bis 10.000 € werten. Das Luftschiff hatte erstmals nicht nur Platz für 30 Passagiere, diesen standen nun auch Schlafmöglichkeiten an Bord zur Verfügung. Um das Aufheizen der Wasserstofffüllung zu verringern, war die Außenhaut des Luftschiffes nun mit Aluminiumpartikeln beschichtet, womit es am Himmel glänzte.


Am Anfang steht hier ein sehr früh aufgegebener Beleg mit schönem Werbe-Stempel aus dem erzgebirgischen „Thalbach“ 20.8.24 (Abb 1). Wohl aufgrund des frühen Aufgabedatums wurde er erst nach „Fürth“ befördert, dann mit Luftpost in „München 2“, ehe es dann viel später über den großen Teich ging. Interessant dabei auch der links mit Leim aufgeklebte und handschriftlich beschriftete Zettel „Flugpost“, darunter der grüne Luftpost-Aufkleber. Der Beginn der Nachkriegs-Zeppelinpost war offensichtlich mit kleinen Hindernissen verbunden; eine Abstempelung in „Friedrichshafen“ unterblieb.

Unscheinbar kommt der folgende Beleg daher: Ebenfalls ein Luftpost-Aufkleber, nun die Abstempelung „Friedrichshafen/Luftpost“ 10.Okt. 24 (Abb 2).


Doch die Rückseite hält eine Überraschung bereit: Ein großformartiger Stempel des „United States Navy Departement/Bureau of Aeronautics“ und darunter, offensichtlich als Teil des Großstempels nun als Zweizeiler „Inspector of Naval Aircraft/Friedrichshafen a. B., Germany“ (Abb 2 a).


Offensichtlich hatten die Siegermacht USA schon in Friedrichshafen eine Abordnung vor Ort, die die vertragsgemäße Überführung des Luftschiffes überwachte und sich wohl auch schon mit den Eigenschaften und der Bedienbarkeit des Luftschiffes vertraut machte. Der oben gezeigte Stempel auf einem Zeppelin-Beleg ist jedenfalls so selten, dass der den Beleg versteigernde Düsseldorfer Auktionator dazu anmerkte, so etwas noch nicht gesehen zu haben (Abb 2 b). Das freut den Erwerber, Sammler und Autor!

Am 12. Oktober 1924 starte dann das 200 Meter lange Luftschiff in das Abenteuer. Bislang waren nur ganz wenige Non-Stopp-Atlantikflüge geglückt. Eine Versicherung konnte auf das Luftschiff nicht abgeschlossen werden und damit haftete die DELAG vollständig und allein für die Vertragserfüllung. Dem Luftschiff anvertraute Post mussten an Ziele in Nord- oder Südamerika adressiert sein; SIEGER Nr. 20.

Der folgende Beleg wurde ausweislich der Absenderangabe und der rückseitig frankierten Flugpostmarke zu 50 Rappen aus der Schweiz der Fahrt zugleitet (Abb 3) und ist vor allem aufgrund der Destination „Medellin“ in Kolumbien, Ankunftsstempel 11.11.1924, einer der nicht so häufigen aus dem 150 kg Postaufkommen.



Nun ein Standard-Beleg (Abb 4) der ersten Zeppelinfahrt über den Ozean, frankiert mit DR Michel 348 zu 100 Pfg., der ovale Sonderbestätigungsstempel in Violett und gerichtet an den bekannten Briefmarkenhändler Dinnebier, der nicht nur seine Anschrift hat drucken lassen, sondern auch links oben „Mit Luftschiff Z R 3 ab Friedrichshafen.“ Eindruck und Sonderbestätigungsstempel nehmen schon die amerikanische Typenbezeichnung vorweg, denn eigentlich flog „ab Friedrichshafen“ noch LZ 126!


Viel Seltener sieht man auf den Zeppelinbelegen eine Mehrfachfrankatur von DR Michel 347 zum erforderlichen Porto von einer Reichsmark, nachfolgend mit Unterrandstücken und einem privaten zweizeiligem Leitstempel (Abb 5).


Und wenn wir schon beim Porto für diese Zeppelinfahrt sind, soll die nachfolgende Postkarte gezeigt werden, die ebenfalls mit einem Unterrandstück frankiert ist, hier allerdings die DR Michel 348 (Abb 6). 100 Pfennig waren schlichtweg doppelt so viel, wie für eine Karte erforderlich. Dafür erhielt sie wohl auch gleich zweimal den ovalen Sonderbestätigungsstempel; kein häufiger Umstand! 


Der Blick auf die Anschriftenseite offenbart die rege Sammlertätigkeit des Pfarrers aus dem Badischen und der Empfänger ist gleichfalls Seelsorger mit einem besonderen Arbeitsplatz in Milwaukee/Wisconsin: Harley Davidson (Abb 6 a)!


Hugo Eckener führte das Luftschiff persönlich und er hatte die Überführungsmannschaft sorgsam ausgewählt. Nach Postabwürfen über der Schweiz und den Azoren war nach über 80 Stunden Fahrt und über 8.000 km zurückgelegter Distanz der Landepunkt Lakehurst erreicht. Unmittelbar vor der Landung kreuzte LZ 126 den New Yorker Hafen, wo alle Schiffssirenen die silberne Zigarre am Himmel begrüßten. Damit war nicht nur der Vertrag erfüllt, nein, es war viel mehr erreicht:

Es konnte weitergehen mit dem Luftschiffbau, die große Zeit der Zeppeline sollte noch kommen. Und die ganze Welt, vor allem Amerika hatte gesehen, was man in Deutschland vermochte und es nunmehr den Frieden und die Völkerverständigung suchte.

Das kam an; Hugo Eckener wurde nicht nur die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Flensburgs angetragen, er wurde auch Ehrenbürger New Yorks. LZ 126 wurde von Crace Coolridge, der Gattin des Präsidenten der USA, in ZR-3 USS „Los Angeles“ (span. Engel) umgetauft,

„Weil es wie ein Friedensengel zu uns kam.“

Eine weitere schöne Bestätigung des völkerbindenden Erfolgs von Hugo Eckeners Idee, ist der Stempel neun Jahre später zur Fahrt von nunmehr LZ 127 zur Weltausstellung in Chicago. Über Rio de Janeiro und Recife kommend, langte am 23.10.1933 das Luftschiff in Miami an, ehe es nordwärts nach Chicago ging. Auf dem Anlass-Stempel (Cachet) „Miami“ 23.10.33, grüßt man in Deutsch (!) „Willkommen Graf Zeppelin“ und mittig reichen sich freundschaftlich die Hände zwischen den Kontinenten (Abb 7).


Die Begeisterung, die die von Eckener erdachte Ozeanüberquerung mit dem Luftschiff auslöste, kann man heute nur verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Luftfahrt damals noch jung war und Flugpioniere wie Charles Lindbergh, Amelia Earhart oder die deutsch/irische Besatzung des Junkers-Flugzeugs, die 1928 die erste Non-Stopp-Querung in Westrichtung schaffte, Heldenstatus genoss und in New York mit einer Parade gefeiert wurde (siehe dazu den Beitrag des Autors in der DBR 6/2023). Der nachfolgende Beleg ab „Springfield“ 15.8.27 zum Lindbergh-Flugtag mit viereckigem Stempel „Befördert in einem Postflugzeug, das Oberst Lindbergh begleitete“, verdeutlicht gut diese Begeisterung (Abb 8).


Folgend nun ein Sonderumschlag aus „Philadelphia“ vom Oktober 1933 zum „Zeppelintag“ anlässlich der Ankunft von LZ 127 zur Weltausstellung in Chicago 1933. Der Umschlag spricht ehrerbietig dem Kapitän des „Graf Zeppelin“ Dr. Hugo Eckener einen offiziellen Willkommensgruß aus und zeigt damit das Renommee, das dieser auch ein Jahrzehnt nach der Überführungsfahrt des „Friedensengels“ LZ 126 in den USA weiter geniest (Abb 9). 


Übrigens befindet sich auf dem Umschlag rückseitig der Originalschriftzug eines Herrn Harmer. Nach ihm ist heute bekanntlich eines der führenden amerikanischen Auktionshäuser benannt (Abb 9 a).




Obiger Beleg (Abb 10) war ein Los der AAK-Auktion Darmstadt und nun neu in der kleinen Sammlung des Autors. Er wird hier abgebildet, weil er ein amerikanischer Beleg ist, der den Besuch von LZ 127 zur Weltausstellung in Chicago im Oktober 1933 würdigt und im Logo unter dem aufgedruckten Luftschiff das Signet von Dr. Hugo Eckener trägt. Der Brief ist ein schönes Beispiel für die Popularität, die der Deutsche Hugo Eckener fast ein Jahrzehnt nach seiner Überführungsfahrt weiterhin in den Vereinigten Staaten genoss. Eckeners LZ 126 fuhr fortan in den USA unter dem Namen ZR-3 USS Los Angeles im Auftrag der US-Marine (= US Navy, deshalb die Bezeichnung auf den Stempel siehe Abb 2 c). Schon seine erste Fahrt ins gefürchtete Bermudadreieck, wo schon mehrfach Schiffe und Flugzeuge spurlos verschwunden sein sollen, verlief ohne Probleme, SIEGER Nr. 20 M. ZR-3 Los Angeles wurde dann zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis eingesetzt, landete auf einem Flugzeugträger und nahm in Fahrt sogar aus Testzwecken ein Flugzeug auf. Die US-Marine flog es aus Sicherheitsgründen allerdings mit Helium statt Wasserstoff als Traggas. Bis zu seiner Abwrackung 1939 sollte es in 4.400 Flugstunden fast 350.000 km unfallfrei zurücklegen und damit das einzige amerikanische Starrluftschiff bleiben, das nicht durch einen Unfall endete. Made in Germany wurde so zu einem Begriff auch in Amerika.

Natürlich glänzten auch die amerikanischen Luftschiffe silbern am Himmel, siehe die silberne Prägung im Beleg für USS Macon von 1931 (Abb 11), und hinterließen so auch Generationen später einen nachhallenden Eindruck. 

Während man in Deutschland aber von „Silbernen Zigarren“ sprach, so hatten die Luftschiffe über dem großen Teich mehr Sex-Appeal: Das Luftschiff war einfach die „Platin-Blonde der Marine“ (Abb 11).



Dr. Axel Eska, 

Quellen: www.wikipedia, MICHEL, Zeppelin-Post-Katalog Sieger Verlag