Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Die Waldschlösschenbrücke

Spricht man heute mit jemanden über diese Brücke, wird man oft den Satz hören: „Ich habe sie damals nicht gewollt, aber ich möchte sie heute nicht mehr missen…

Erste Überlegungen zum Bau einer Brücke in diesem Gebiet gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts. 1935 wurde der Baugrund im Waldschlösschenareal untersucht und im Verkehrsplan von 1937 findet man eine „Brücke am Waldschlösschen“. Doch der Ausbruch des 2. Weltkrieges stoppte vorerst alle Planungen für eine neue Elbquerung.

Nach dem Motto „nicht kleckern, sondern klotzen“ wuchs das Projekt in der DDR Ende der 70er Jahre zu einer achtspurigen Brücke mit kreuzungsfreier Anbindung. Nach einem Beschluss des Ministeriums für Verkehrswesen der DDR von 1988 sollte 1990 der Bau einer Schrägseilbrücke beginnen. Diesmal verhinderte die Wiedervereinigung den Bau.

Danach folgte eine jahrelange kontroverse Auseinandersetzung zwischen Brückenbefür- wortern und Brückengegnern, die als „Dresdner Brückenstreit“ in die Geschichte einging. Diese Auseinandersetzung war so komplex, dass das Thema bei WIKIPEDIA unter einem eigenen Eintrag (https://de.wikipedia.org/wiki/Dresdner_Brückenstreit) auf mehr als 50 Seiten mit 213 Einzelnachweisen abgehandelt wird.

Nach dem Beschluss des Dresdner Stadtrates zum Bau der Waldschlösschenbrücke am 15. August 1996 erfolgte am 29. November 2000, im Rahmen des Wahlkampfes um das Amt des Oberbürgermeisters, der symbolische erste Spatenstich.

Danach passierte erst einmal nicht viel. Die Diskussionen um die Brücke nahmen noch einmal an Schärfe zu im Zusammenhang mit der Aufnahme der „Kulturlandschaft Dresdner Elbtal“ in das UNESCO-Welterbe im Jahr 2004. Der vorgesehene Brückenstandort liegt inmitten des 20 km langen Elbabschnittes der zum Welterbegebiet erklärt wurde. Man hatte zwar die UNESCO im Antragsverfahren über die Baupläne für die Brücke informiert, aber die dazu eingereichten Unterlagen enthielten mehrere Fehler.

Nach einem erfolgreichen Bürgerbegehren der „Bürgerinitiative Pro Waldschlösschen-brücke“ kam es am 27. Februar 2005 zu einem Bürgerentscheid, bei dem 68 Prozent der Dresdner für den Bau der Brücke stimmten.

Nachdem die UNESCO bereits Ende 2005 Bedenken gegenüber dem Bau der Wald- schlösschenbrücke angemeldet hatte, setzte sie am 11. Juli 2006 die „Kulturlandschaft Dresdner Elbtal“ auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes.

Ungeachtet dessen begannen am 19. November 2007 offiziell die Bauarbeiten an dem gesamten Verkehrszug, die von teils gewalttätigen Protesten der Brückengegner begleitet wurden. Parallel wurde wieder über eine Tunnellösung diskutiert. Da der von der UNESCO geforderte Baustopp nicht erfolgte, strich das Welterbe-Komitee auf seiner Tagung im Juni 2009 die „Kulturlandschaft Dresdner Elbtal“ aus der Liste des Welterbes.

Was der UNESCO nicht gelang, hätte beinahe eine winzige Fledermaus, die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), geschafft. Zumindest gelang es ihr, die Baumaßnahmen für 3 Monate zu unterbrechen und zu ihrem Schutz ein zeitweises Tempolimit von 30 km/h sowie für 200.000 Euro eine Strauchreihe als Flugschneise zu erreichen.



amtliche Ganzsache mit Wert- und Sonderstempel "Kleine Hufeisennase"

2009 werden die ersten Stahlträger aus Belgien auf der Baustelle angeliefert. Ein Jahr später folgt bereits der Brückenschluss indem der 1.800 Tonnen schwere Mittelteil der Brücke, bestaunt von Tausenden Schaulustigen, eingeschwommen wird. Der Einbau der Fahrbahnen und die Anbindung ans Straßennetz nahmen weitere 2 Jahre in Anspruch.

Der bisher schon verwendete Name „Waldschlösschenbrücke“ wurde 2012 als offiziell erklärt. Namensgeber für die Brücke und das anschließende Areal war das sich in der Nähe befindende 1800 errichtete Jagdhaus des Grafen Marcolini.

Bekannt wurde der Name aber vor allem durch den 1836 gegründeten „Actienverein der Societätsbrauerei zu Dresden“, der 1838 in „Waldschlösschen AG“ umbenannt wurde.



Francotyp-Stammkarte der Societätsbrauerei Waldschlösschen Dresden

Am 24. August 2022 ist es dann endlich soweit. Die Waldschlösschenbrücke wird von der Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz, dem Sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, Bundesstaatssekretär Jan Mücke und dem Sächsischen Verkehrsminister Sven Morlok feierlich eröffnet. Die noch nicht für den Verkehr freigegebene Brücke gehört an diesem Wochenende den Fußgängern. Und die Dresdnerinnen und Dresdner nutzen diese Möglichkeit ausgiebig. Bei einem Bürgerfest strömten an diesem Wochenende 190.000 Besucher auf die Brücke. Zahlreiche Künstler sorgten für gute Unterhaltung und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite.

Auch philatelistisch wurde einiges geboten. Die Deutsche Post AG war mit einem Sonderpostamt vor Ort und hatte einen Sonderstempel im Gepäck. Der private Postdienstleister PostModern war ebenfalls mit einem Stand vertreten und gab zur Eröffnung der Brücke diesen Sonderblock heraus:


Die wichtigsten Parameter der Brücke im Überblick:

Gebräuchlicher Name

Waldschlösschenbrücke

Amtlicher Name

seit 2013: Waldschlösschenbrücke

Baubeginn

19.11.2007 (der erste Spatenstich erfolgte am 29.11.2000

Eröffnung

24.08.2013

Bauzeit

5 Jahre 9 Monate und 6 Tage

Bauart

Stahlbogenbrücke

Länge und Breite

636 m x 28,6 m


Am 26. August 2013 gegen ein Uhr rollen dann die ersten Autos über die Brücke. Im Jahr 2015 überquerten täglich ca. 34.000 Fahrzeuge die Brücke. Für 2025 werden täglich 45.000 Fahrzeuge prognostiziert. Wer auf der Brücke unterwegs ist, sollte sich genau an das Tempolimit halten, denn auf der Brücke sind in beiden Richtungen Blitzer fest installiert. Die mehr als 160.000 Euro teuren Geräte haben sich schon vielfach amortisiert und sind eine der besten Einnahmequellen der Landeshauptstadt. Offiziell dienen sie aber nur dem Schutz der Hufeisennase, die übrigens noch keiner gesehen hat …

Die gesamten Baukosten belaufen sich auf 181 Millionen Euro (für die Brücke, die Tunnel und die Straßenanbindung). Damit ist sie die teuerste Stadtbrücke Deutschlands. Rein juristisch gesehen ist sie auch ein Schwarzbau. Denn 2016 wurde vom Bundes- verwaltungsgericht in Leipzig festgestellt, dass der Planfeststellungsbeschluss von 2004 rechtswidrig war. Droht damit jetzt sogar der Abriss der Brücke???



Portogerechter Einwurf-Einschreiben-Brief mit Sonderstempel der Deutschen Post