Internationaler Philatelistenverein von 1877 Dresden e.V
Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Unsere Vereinswanderung 2025

„Rund um den Segen-Gottes-Schacht”

Ein Beitrag von Sabine Herda (Gast) und Renate Zöppel, IPV

Am 15.Mai 2025 trafen sich unsere wanderlustigen Vereinsmitglieder - einige kamen mit Partnern, andere mit Freunden - zur jährlichen IPV-Vereinswanderung. Sie führte uns entlang der ehemaligen Windbergbahn-Route (auch Sächsische Semmeringbahn-Route oder Possendorfer Heddel genannt) in Richtung Bergmannsdenkmal in der relativ jungen Stadt Freital, die 1924 durch den Zusammenschluss mehrerer umliegender Dörfer gegründet wurde.

Unser Wanderleiter Heiko Weber, ein leidenschaftlicher Geologe, erklärte uns den Zusammenhang zwischen Boden- und Verkehrsverhältnissen und beantwortete fachkundig auch alle weiteren Fragen.


Wanderleiter Heiko Weber (rechts) bei seinen Ausführungen zur Freitaler Bergbaugeschichte

Das Tal mit seinen malerischen Berghängen erwachte erst durch den Bergbau aus seinem Dornröschenschlaf und entwickelte sich schließlich durch den Fund von wertvollen Bodenschätzen zu einer Industriestadt. Vom Osten her reicht links der Elbe das Granitmassiv und vom Westen her sind es die Gneise aus dem Erzgebirge. In diesem Grundgebirge gab es u.a. auch Schiefergestein.

Hört man vom Steinkohlebergbau in Deutschland, so denkt man an das Ruhrgebiet und das Revier Oelsnitz-Lugau-Zwickau, aber welche Bedeutung der Steinkohleabbau in unserer unmittelbaren Umgebung hatte, verdeutlichte uns erst die interessant geführte „Fachwanderung“ mit Heiko Weber. Er informierte uns über Anfang, Entwicklung und Ende des Steinkohleabbaus in und um das heutige Freital.

Im Jahre 1542 erhielt Münzmeister Hans Biener eine Förderkonzession für Steinkohle. Das war das erste dokumentierte Abbauprivileg für Steinkohle im Döhlener Becken, dem heutigen Freital. Wahrscheinlich hat der Steinkohlebergbau schon ca. einhundert Jahre eher begonnen. Die Kohle wurde nicht nur zum Heizen verwendet, sie lieferte vor allem die erforderliche Energie für die Freitaler Erzhütten. 1168 wurde das erste Silbererz gefunden und der Erzbergbau, der Sachsen zu großem Reichtum verhalf, begann.

In Ermangelung genauer Koordinaten unterschied man damals den Bergbau in links der Weißeritz und rechts der Weißeritz. Zunächst lag der Bergbau in Privathand, jedoch wollte auch der König in Dresden vom Bergbau links der Weißeritz profitieren. So wurde 1806 das Königliche Steinkohlenwerk Zauckerode gegründet. Aber auch der private Bergbau lief weiter. 1819 kam es zur Gründung der „Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke“. Die Bergleute verrichteten damals eine schwere und gefährliche Arbeit. Erst 1880 kam die erste Pferdebahn zum Einsatz und 1882 die erste von Siemens und Halske gebaute Grubenlok der Welt, die „Dorothea“. Sie befindet sich in den Städtischen Sammlungen Freital.

Der Kohle haben wir die Entwicklung eines industriellen Ballungsraums in unserer Region mit Maschinenbau, Kamera-, Leder-, Porzellan- und Lebensmittelindustrie zu verdanken. Auch das Edelstahlwerk Freital profitierte vom Steinkohleabbau „direkt vor der Haustür“.

Unsere Wanderung begann an der Burgker Straße vor der Gaststätte „Hopfenblüte“. Kurz vor dem Bergmannsdenkmal erwarteten uns Reiner Bruchholz und Gattin mit einer Auswahl an Getränken. Die kurze Rast hat sich gelohnt. Gestärkt ging es in der beeindruckend schönen Natur weiter zum Bergmannsdenkmal.

Unser Wanderleiter widmete der 1856 gegründeten Steinkohlengrube „Segen-Gottes-Schacht“ große Aufmerksamkeit. In ihr kam es 1869 zu einer verheerenden Schlagwetterexplosion, bei der 276 Bergleute starben. Das Denkmal, das zu Ehren der verunglückten Bergleute - ein Jahr nach einem der größten Unfälle im sächsischen Bergbau – eingeweiht wurde, ist beeindruckend. Auf den großen Tafeln am Mauerwerk sind die Namen aller Opfer der Tragödie verzeichnet.

Foto: Obelisk zu Ehren der verunglückten Bergleute im Gottes-Segen-Schacht

Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zum Rückgang der Kohleförderung. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurden nur noch der „Glückauf-Schacht“ und der „Marienschacht“ betrieben. Wegen Erschöpfung der Vorräte kam es 1967 zum Ende des Energie-kohleabbaus. 1947 begann die WISMUT mit der Urangewinnung aus Steinkohle. Die Förderung dieser Erzkohle wurde 1989 beendet. Der Urangehalt der sogenannten „Aktivkohle“ lag etwas unter 0,10 %.

So endete die fast 450jährige Bergbaugeschichte im Döhlener Becken mit einst 500 Schachtanlagen. In der Bergbauausstellung auf Schloss Burgk wird an die Zeit des Bergbaus erinnert. Zur Ausstellung gehören das Besucherbergwerk und eine Bergbau-Schauanlage sowie ein Technikgarten mit Informationen über die Zeit des Bergbaus zwischen 1945 und 1989.

Bei der Erweiterung des „Burgkania“-Spielplatzes wurde 2023 auch ein Steinkohle-Erlebnispfad als familienfreundlicher Rundweg geschaffen. Er beginnt und endet am Schloss Burgk. Unser Wanderleiter wies mehrfach auf den Bergbaulehrpfad „Windbergbahn“ hin, der die Geschichte des Steinkohlebergbaus in Freital und Umgebung mittels Informationstafeln und historischen Relikten erzählt. Beim ersten Halt auf unserer Wanderung erfuhren wir, wie der tatkräftige Oberingenieur Guido Brescius, angestellt bei der Sächsisch-Bömischen Staatseisenbahn, den Auftrag erhielt, eine Bahnstraße ohne große Kunstbauten zu konstruieren. Sie wurde in sagenhaft kurzer Zeit fertiggestellt. Am 31. Mai 1855 kam es zum Vertrags-abschluss über den Bau der Zweigbahn zu den Schächten. Noch im gleichen Jahr begannen die Bauarbeiten. Am 21. Oktober 1856 war die Strecke mit anschließender Prüfung fertiggestellt. Im Februar und März 1857 lieferte die Chemnitzer Firma Hartmann die 3 bestellten Lokomotiven aus. Der erste Leergüterzug fuhr am 1. April 1857 vom Dresdner Kohlehafen nach Hänichen, um am Nachmittag beladen mit Kohle des Hänichener Steinkohlenbauvereins wieder talabwärts zu rollen.


Foto: Wegweiser zum Lehrpfad „Windbergbahn“, Guido-Brescius-Weg

Als Sächsische Semmeringbahn werden wegen ihrer Steigung, engen Radien, Tunnel, Brücken und Viadukten sowohl die Windbergbahn als auch die Sebnitztalbahn im Volksmund bezeichnet. König Johann absolvierte 1857 eine Inspektionsfahrt auf der Hänichener Kohlezweigbahn. Nach dieser Fahrt hielt er eine Rede vor den Aktionären der Albertbahn AG mit den Sätzen: „Nun meine Herren, jetzt stehen wir den Österreichern in nichts mehr nach. Auch wir haben nun eine Semmeringbahn, eine Sächsische Semmeringbahn.“ Die Windbergbahn war eine normalspurige Nebenbahn. Sie ist die erste deutsche Gebirgsbahn und wurde durch die Albertbahn AG als Hänichene Kohlezweigbahn für den Abtransport der am Windberg bei Freital geförderten Steinkohle errichtet. Nach dem Umbau zur öffentlichen Linie und der Verlängerung nach Possendorf war sie auch eine bedeutende Ausflugsbahn. Nach dem Abbau der Gleise entstand der beliebte Rad- und Wanderweg, auf dem wir Richtung Windberg wanderten. Es ging an einem ehemaligen Bahngebäude vorbei, das jetzt sinnvoll als Tierheim genutzt wird.

Auf dem Windberg angelangt, standen wir auf einem Plateau in ca. 351 m ü. NN. Hier befindet sich das König-Albert-Denkmal, ein siebzehn Meter hoher Obelisk aus Sandstein. Es wird auch Windbergdenkmal genannt und ist das Wahrzeichen der Stadt Freital. Von hier aus hatten wir gute Sicht auf die Stadt Freital und ihre grünen Hänge im Hintergrund.


Schmuckbrief mit der Briefmarke von PostModern, auf der das König-Albert-Denkmal abgebildet ist



Foto: Blick auf die Stadt Freital

In Richtung Tal steht das frisch renovierte Reiterstandbild von König Albert von Sachsen aus dem Hause der Wettiner (geb. 1828 in Dresden, gest. 1902 auf seiner Sommerresidenz in Polen). Von 1873 bis zu seinem Tod war er König von Sachsen. Während seiner Herrschaft entwickelte sich das Königreich Sachsen zu einer parlamentarischen Monarchie. König Albert war ein erfolgreicher Heerführer im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Ihm ist der Obelisk gewidmet.

Foto: Das Reiterstandbild König Alberts von Sachsen

Die ca. 7 km lange Wanderung führte uns schließlich zurück zur Burgker Straße, in die einladende Gaststätte „Hopfenblüte“. Bei einem gemütlichen Abendessen mit viel Gesprächsstoff sowie einem sehr schönen Überraschungsgeschenk unseres Vor-sitzenden (unter einigen Mitgliedern begann sofort der Tausch) ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Ein großes Dankeschön möchten wir im Namen aller Wanderfreunde unserem Wanderleiter Heiko Weber, unserem Reiner Bruchholz und Gattin sowie unserem Vereinsvorsitzenden Michael Schneider aussprechen.

Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Wanderung.


Privatganzsache zum 70. Geburtstag von König Albert
                                                                                                                                                                                      
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