Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Vereinswanderung 2021

(Ein Beitrag von Detlef Schneider, IPV; Fotos: Th. Wünsche)

Vom Mordgrund zum ehemaligen Wolfshügelturm

Traditionsgemäß fand auch dieses Jahr eine Vereinswanderung statt – wie immer gut vorbereitet von unserem Wanderführer Reiner Bruchholz. Treffpunkt bei schönem Spätsommerwetter war die Mordgrundbrücke. Wie immer fanden sich zahlreiche Mitglieder, teilweise mit ihren Ehefrauen, zur Wanderung ein.



Abbildung 1: Mordgrundbrücke, Ansichtskarte um 1920

Der Sage nach lebten in dieser Gegend Ende des 13. Jahrhunderts die Geschlechter von Clohmen und die von Birken. Durch Verkauf und Erbschaft kam der Landstrich unter die Herrschaft Böhmens, was dem Adel der Gegend nicht gefiel. Um die Macht derer von Böhmen zu festigen schickte man Graf Lodomar Kinsky nach Dresden, um die Tochter des Ritters von Clohmen zu ehelichen. Diese war aber schon dem Benno von Birken versprochen. Durch den Vater der Elsbeth wurde die Verlobung gelöst und Graf Lodomar hatte freie Hand für eine Hochzeit, welche Elsbeth widerwillig in Kauf nahm und sich schwor, die erste Gelegenheit zu nutzen, um dem Ehejoch zu entgehen. Als Nachbar entgingen Benno die Festlichkeiten der Hochzeit nicht und er schlich sich zum Schloss des Ritters von Clohmen. Dort fand Elsbeth die Gelegenheit zu entfliehen, schlich sich aus dem Schloss in die Arme des geliebten Benno. Das bemerkte natürlich der Bräutigam, jagte hinterher und stellte Benno zur Rede. Es gab einen Kampf und Graf Woldemar sank durch einen Hieb des Schwertes von Benno tödlich zu Boden. Aus Angst vor Verfolgung forderte Elsbeth Benno auf sie zu töten, um gemeinsam die Reise in ein glückliches Land anzutreten. Sie gab ihm einen scharfen Dolch und er setzte ihn auf ihre Brust, wagte es aber nicht zuzustechen. Sie nahm seine Hand mit dem Dolch und stieß sich ihn in die Brust. Sie zog den Dolch aus ihrer Brust und sprach: „Es hat nicht geschmerzt; hier, mein Geliebter, nimm ihn und folge mir“. Er tat es wie gewünscht und sie lagen sich tot in den Armen. Von dieser Stunde an hieß die Felsenschlucht, wo sich diese traurige Begebenheit ereignet hat „Mordgrund“.

Die Wanderung begann leicht bergauf durch den Park hinauf zu dem am östlichen Rande des Albertparkes liegenden 211 m hohen Wolfshügel, auf dem aktuell die Ruine des Wolfshügelturmes steht. Bereits 1866 wurde auf diesem Hügel ein hölzerner Aussichtspunkt errichtet, welcher aber binnen mehrerer Jahrzehnte baufällig wurde.

Im Jahre 1911 wurde der Bau eines neuen Aussichtsturmes beschlossen und im selben Jahr ausgeführt. Die Leitung und Planung hatte der Dresdener Stadtbaudirektor Hans Erlwein. Der Turm hatte mit Kuppel eine Höhe von 25 m, wobei sich in 17 m Höhe eine Aussichtsplattform befand. Er war ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdener Bevölkerung.



Abbildung 2: Wolfshügelturm, idealisierte Ansichtskarte, wohl über 100 Jahre alt

Im 2. Weltkrieg wurde der Turm militärisch als Funkstation benutzt und im Mai 1945 von den Nationalsozialisten vor dem Einmarsch der Roten Armee gesprengt, damit er nicht von dieser als Beobachtungspunkt genutzt werden konnte. Heute ist nur noch die Ruine des Turmsockels vorhanden. Allerdings gibt es aktuell Bestrebungen, den Turm wieder zu errichten.

Nun ging es wieder bergab durch den Albertpark in Richtung des König-Albert-Obelisken, welcher im Jahre 1907, fünf Jahre nach dem Tod von König Albert (*1828, Regent ab 1873, ✝1902) hier am Wege aufgestellt wurde. Er ist 13 Meter hoch und wurde aus Lausitzer Granit gefertigt. Er trägt das Porträtmedaillon König Alberts, welches von F. Oskar Lichtenberg entworfen, und von der Firma A. Milde & Co gegossen wurde. (rechts: Abbildung 3: Privatpostmarke mit König Albert)



Abbildung 4: Privatganzsache mit dem Portrait von König Albert

Vom König-Albert-Obelisken führte der Moritzburg-Pillnitzer Weg geradewegs in Richtung unseres letzten Zieles – dem Fischhaus –, um dort bei Speis und Trank die erholsame und lehrreiche Wanderung ausklingen zu lassen.



Abbildung 5: Die Wandergruppe beim "verdienten" Abendbrot im historischen Fischhaus

(beide Fotos können per Mausklick vergrößert werden)

Das Fischhaus ist eine der ältesten Gaststätten Dresdens. Im Jahre 1476 erhielten die Augustinermönche die allergnädigste Erlaubnis des damaligen Landesherrn, für ihr Kloster in der Neustadt Wasser aus dem klaren Eisenbornbach in der Heide zu nutzen. Dazu wurde eine hölzerne Rohrleitung genutzt, welche am heutigen Fischhaus ihren Ursprung hatte. Der dazugehörige Teich wurde zur Forellenzucht genutzt. Das Wohnhaus des Teichwärters wurde seither Fischhaus genannt. Es wurde bald Forstamt und dem Revierförster gewährte man um 1650 zur Aufbesserung seines geringen Gehaltes das Schankrecht. Seitdem ist das Fischhaus eine beliebte Einkehr- und Ausflugsgaststätte.

Übrigens legen die jetzigen Betreiber Wert auf den Namen „Historisches Fischhaus“!

Wie immer hatte unser Vorsitzender Michael Schneider sich die Mühe gemacht, ein bleibendes Andenken in Form eines Souvenierumschlages und anlassbezogener Briefmarke zu gestalten und den tapferen Wanderern zu überreichen.


Abbildung 6: Umschlag, Zudruck Wolfshügelturm, Marke mit Skizze Albertpark