Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands

Von Martin Luther via Friedensdekade zu John Lennon und einem Ex-Bundeskanzler

Ein Artikel von Heiko Weber, IPV Dresden 1877 e.V.  aus der "77er-INFO" 01/2018

Der große Luther-Artikel im Heft 4/2017 regte mich zu folgendem Nachschlag zum verflossenen Luther-Jahr an. Der weitgespannte inhaltliche Bogen dieses Artikels endete mit einer Abbildung des von der Evangelischen Kirche in der DDR (also nicht mehr von Luther persönlich...) initiierten Vlies-Druckes des biblischen „Schwerter zu Pflugscharen“-Symbols.

Abbildung 1, UdSSR 29.12.1960, Block 29

Der Artikel benennt bereits den Schöpfer der dieser Darstellung zu Grunde liegenden Plastik, den sowjetischen Künstler Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch. Mit Bedauern (?) weist der Autor auf den fehlenden philatelistischen Bezug des als Lesezeichen (ein Schelm, wer Böses dabei denkt...) konzipierten Druckes hin. Dabei lässt sich ein solcher durchaus herstellen, da das 1957 geschaffene und der UNO 1959 von der Sowjetunion zum Geschenk gemachte Denkmal auch auf Postwertzeichen gewürdigt wurde. Erstmalig bereits wenige Monate nach der Schenkung am 8. März 1960 auf einer 40-Kopeken-Sondermarke mit dem Ausgabe-Anlass  „Abrüstung“  (MiNr. 2326). Motivgleich folgt noch im selben Jahr der Gedenkblock „15 Jahre Vereinte Nationen“ (Abbildung 1) mit ergänzendem Zitat von Nikita Chrustschow, für dessen Übertragung ins Deutsche meine Russisch-Kenntnisse leider nicht aus-reichen.  #1

Doch die Plastik, die einen muskulösen Heros zeigt, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet, wird nicht allein auf sowjetischen Briefmarken gewürdigt. Am 7. Juli 1962 verausgabt als nächstes die ungarische Post die abgebildete Marke zu 1 Forint anlässlich der „Abrüstungs- und Friedenskonferenz in Moskau“ (Abbildung 2).

  Abbildung 2: Ungarn, MiNr. 1844

 Die Sowjetunion lässt dieses Motiv noch wenigstens zweimal anlässlich von UNO-Jubiläen aufleben. 1970 würdigt eine 12-Kopeken-Sondermarke den 25.und 1985 ein 45-Kopeken-Wert den 40. Geburtstag der Vereinten Nationen. Das sowjetische Geschenk hat seinen Platz vor dem UN-Hauptquartier in New York gefunden und befindet sich dort in interessanter und ebenfalls philatelistisch belegbarer Gesellschaft.

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Abbildung 3: UdSSR, MiNr. 3773 und MiNr. 5525

Und damit schlagen wir den Bogen von Luther zu John Lennon. Als Reaktion auf dessen Ermordung schuf der 1934 geborene schwedische Künstler Carl Fredrik Reuterswärd 1980 seine „Non Violence“–Skulptur (deutsch: „Keine Gewalt“), eine überdimensionale verknotete Pistole. Erster Aufstellungsort dieses Kunstwerkes war der New Yorker Central-Park, direkt gegenüber dem Wohnhaus von John Lennon, vor dem sich 1980 die schreckliche Tat ereignet hatte.

Heute steht diese Skulptur – als Geschenk des Großherzogtums Luxemburg an die Vereinten Nationen – ebenfalls vor deren Hauptquartier. Der entsprechende Umzug innerhalb New Yorks erfolgte 1988. Sieben Jahre später kam diese Plastik auf einem schwedischen Postwertzeichen zu 3,70 Kronen anlässlich des 50. UNO-Geburtstages ebenfalls zu Marken-Ehren (Abbildung 4).

                                       Abbildung 4: Schweden, MiNr. 1899

Einen persönlichen Eindruck von diesem Denkmal kann man sich sogar ganz ohne New-York-Reise im Park des Bundeskanzleramtes in Berlin verschaffen. In Würdigung seiner Friedensbemühungen, insbesondere der Ablehnung einer deutschen Beteiligung am Irak-Krieg, machte Reuterswärd 2005 Gerhard Schröder einen Abguss seiner Plastik zum Geschenk.

Womit mal wieder bewiesen wäre: Irgendwie hängt doch (zumindest philatelistisch) Alles mit Allem zusammen, selbst Martin Luther mit der UdSSR, John Lennon und Gerhard Schröder...

#1 In Zusammenarbeit mit „Tante Google“ konnte der Redakteur helfen, sinngemäße Übersetzung: „Abrüstung – der Weg zur Festigung des Friedens und zur Sicherung der Völkerfreundschaft“

Zu diesem Thema hat unser ehemaliger Vereinsvorsitzender, Herr Kurt Walter Schleicher, auch eine Stampage angefertigt, die man hier finden kann.