Internationaler Philatelistenverein von 1877 Dresden e.V

Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Notmaßnahme Estland 1991

(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)

Beim Besuch der "Mare Balticum 2024" in Tartu (Estland) konnte ich folgenden interessanten Beleg mit einer Notmaßnahme von 1991 erwerben.



portogerechter Einschreibbrief nach Deutschland mit Lochstreifenmarke (Porto: Einschreiben Ausland: 4,50 Rubel + Luftpostzuschlag 0,60 Rubel)

Durch die Anhebung der Gebühren kam es zu einem Mangel an Briefmarken. Insbesondere fehlten die hohen Wertstufen für Post ins Ausland. Einer der Leidtragenden dieser Situation war die Universität in Tartu, die oft Dokumente in Briefen mit einem Gewicht vom 500 bis 2.000 g versenden musste. Dafür wurde ein Porto von mehr als 60 Rubel fällig. Die höchste Wertstufe der an den Schaltern verfügbaren Briefmarken betrug 2,50 Rubel. Man kam auf die Idee, Postwertzeichen mit einem Lochstreifendrucker zu erstellen. Der Generaldirektor der Estnischen Post genehmigte am 18.12.1991 die Maßnahme und bereits am Folgetag begann die Produktion dieser "Marken" im Observatorium der Universität Tartu in Töravere. Mit einem Stempel des Postamtes Tartu (Kennzeichen "f") mit dem Datum "19129100" in roter Farbe wurde die Lochstreifen als Postwertzeichen legimitiert. Die Lochstreifenmarken wurden mit Hilfe eines EC 1010  in drei verschiedenen Farben (weiß, hellblau und dunkelblau) hergestellt. Die Produktion endete am 14.03.1992. Die Marken waren bis zur Einführung der neuen Währung in Kronen (1 Krone = 100 Senti) am 20.06.1992 gültig.




In der Übergangszeit zur Unabhängigkeit gab es noch weitere Notmaßnahmen. Zum Beispiel wurden sowjetische Ganzsachenumschläge mit einem zusätzlichen Wertstempel der estnischen Post versehen. Der gezeigte Umschlag zeigt das Hauptgebäude der Universität Tartu, an der die oben beschriebenen Lochstreifenmarken hergestellt wurden.