Internationaler Philatelistenverein von 1877 Dresden e.V

Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Inflationsdienstbrief vom Zollamt Löbau

(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)


In diesem Jahr ist es genau 100 Jahre her, als binnen von Tagen aus ein paar Mark Millionen und Milliarden wurden...

Enorme Reparationszahlungen Deutschlands an die Sieger des 1. Weltkrieges belasteten den Staatshaushalt. Durch die Zahlung von Löhnen an 2 Millionen deutsche Arbeiter während des passiven Widerstandes bei der Ruhrbesetzung musste die Notenpresse immer öfter angeworfen werden. Letztendlich führten diese Maßnahmen zur Hyper-inflation. Die Vermögen der meisten Menschen wurden innerhalb kürzester Zeit vernichtet. Dagegen ist das, was wir momentan erleben, nur Spaß.

Für Philatelisten ist diese schlimme Zeit aber eine der spannensten Perioden in der deutschen Postgeschichte. Allein im November 1923 wurde das Porto fünf mal angehoben. Der als Beispiel für Post aus der Inflationszeit gezeigte Dienstbrief wurde am 1. September 1923 vom Zollamt in Löbau an die Oberfinanzkasse Dresden gesandt.


Vorderseite des Dienstbriefes vom 1.9.1923 von Löbau nach Dresden


Am 1. September 1923 begann die 17. Portoperiode der Inflationszeit. Allein die Vorderseite des Dienstbriefes ist mit 10.000 Mark (50 Dienstmarken zu je 200 Mark) frankiert. Das ist aber längst noch nicht alles. Denn auch die Rückseite des Briefes ist mit weiteren Marken im Wert von 15.000 Mark versehen und zwar mit 50 Marken zu 200 Mark und 10 Marken zu 500 Mark.



Wenn man sich die obere Abbildung ansieht, stellt man fest, dass an der Rückseite noch ausklappbare Zusatzblätter hängen. Auf der Rückseite des Zusatzblattes 1 finden wir nochmal 69 Marken zu 500 Mark - also 34.500 Mark.



Wir sind aber noch nicht am Ende angekommen, denn auch die Vorderseiten der Zusatzblätter sind mit Marken bestückt:



Auf der Vorderseite des Zusatzblattes 1 kleben insgesamt 40.000 Mark (80 x 500 Mark). Dazu kommen dann noch 17.500 Mark vom Zusatzblatt 2 (35 x 500 Mark). Alles in Allem ist der Brief mit 294 Marken im Wert von 117.000 Mark frankiert. Auf dem Zusatzblatt 2 ist auch noch ersichtlich, dass der Postbeamte "die Nase voll" hatte (oder eine vom Stempeln wunde Hand). Denn die Marken auf diesem Blatt sind nicht mehr wie zuvor mit einem Tagesstempel entwertet, sondern mit einem dicken schwarzen Strich.

Philatelie kann so schön sein...