Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Hindenburg Frankaturen Teil 12
Einfach schöne Belege

Zum Abschluss der Artikelserie rollt der Autor einfach Belege wie Bälle über das Spielfeld der letzten Fußball-Europameisterschaft. Hier wie dort spielten vermeintlich schwächere Teams/einfache Belege stark auf.  Thema waren Frankaturen mit den ab 1927 verausgabten Hindenburg-Marken, wo die Ausgabe Michel 403-406 zum 80. Geburtstag Hindenburgs den Auftakt bildete. Neun weitere Nummern folgten, ehe ab 1932 insgesamt 38 Ausgabenummern Hindenburg-Medaillon folgten. Den Schlusspunkt bildeten die fünf Marken der Trauerrand Ausgabe zum 4.9.1934, Michel 548-553. Diese Ausgabe ist gleich mehrfach besonders: Wegen ihrer begrenzten Frankaturgültigkeit bis Ende 1935 und wegen ihrer Gestaltung. Die Würdigung des am 2.8.1934 verstorbenen Hindenburg durch Marken mit Trauerrand geben ihnen beinahe ein Alleinstellungsmerkmal. Solche Marken sind dem Autor nur aus dem Sammelgebiet Sowjetunion bekannt, wo man 1924 Lenin gedachte. Dort steht aber das schwarze Trauerbild Lenins auf rotem Grund, der wie ein roter Rahmen wirkt, Sowjetunion Michel 238-241. Wenn man z.B. nach Österreich schaut, gibt es solche Marken weder beim Ableben des Langzeit-Kaisers 1916 noch für Dollfuß, Michel 427.    
Gestempelt sind Hindenburg-Marken bis auf ganz wenige hier nicht behandelte Wasserzeichen-Ausnahmen Massenware. Aber auf Beleg entfalten sie anders als die oft als Satz- oder Sammlerbrief vorhandenen Sondermarken des Deutschen Reichs einen eigenen Reiz. Und so manche Frankatur ist viel seltener als z.B. die der mit dem Luftschiff „Hindenburg“ gefahrenen Belege mit den Zeppelinmarken!  Schon einfache Drucksachen, frankiert mit Vier- bzw. Drei-Pfennig-Hindenburg-Marken (Drucksachenporto Inland ab 1.12.33) ermöglichen uns einen Blick auf das Geschäftsleben aus vergangenen Zeiten. Seltene Portostufen erhöhen dann den Schwierigkeitsgrad. Wenn sie z.B. eine Eil-Ortspostkarte (40Pf+5 Pf=45 Pf) für ihre Sammlung suchen, werden sie feststellen, dass schon diese doch vermeintlich banale Beförderungsart nicht leicht zu finden ist. Die Häufung von Sonderleistungen ist an sich nicht selten, denken sie an den doppelgewichtigen Fernbrief mit Eil- und Einschreibeleistung (24 Pf+40 Pf+30 Pf=94 Pf). Doch auch solche Belege liegen nicht in jeder Messekiste. Die Suche nach und das Sammeln von Portostufen ist das Metier des engagierten Philatelisten, doch es gibt viel mehr zu entdecken mit Belegen der Dauerserie Hindenburg. Reichhaltig ist z.B. das Thema Belege mit Marken mit POL, seltener mit Hindenburg-Marken mit Randnummern, selten zu finden dagegen Belege mit Propagandastempeln, wenn man vom Anschluss Österreichs 1938 absieht.



Eine 6-Pf-Postkarte (Vorder- und Rückseite) mit polizeilicher POL-Lochung ist auch keine Seltenheit und doch ist die Karte ab "Bayreuth" 10.4.37 an die "Sammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen" ein schönes Zeitdokument. Diese Behörde ist nichts anderes als der Vorgänger des KBA Flensburg, wo die sogenannte Verkehrssünderkartei geführt wird. Rückseitig die für Herrn Friedrich Z. entlastende Auskunft in Stempelform.



Weiter kann man sich an Belegen mit besonderen Postlaufwegen erfreuen, sei es "Aus dem Briefkasten", in der Straßenbahn aufgegeben oder Retourpost. Diese wurde mit zwei Folgen (Teil 7.1 und Teil 7.2) ausgiebig behandelt und manchmal hält sie Überraschungen bereit, wie die Drucksache ins galizische "Kolomea", worauf der Autor dankenswerter Weise eine Leserzuschrift erhielt, die die deutsch/protestantische Siedlungs- und Zwangsumsiedlungsgeschichte in diesem Gebiet darstellte. Man hat viel mehr von seinen Belegen, wenn man sich mit ihnen näher beschäftigt. Erwähnt sei hier aus der Serie über seltene Destinationen die Karte an das Syrische Waisenhaus in "Jerusalem", die der Autor nun in Kenntnis von dessen Geschichte mit anderen Augen sieht. Ja der Autor hat ein Faible für Geschichte, einfach deshalb, weil es faszinierend ist, nachzufragen, warum es so und nicht anders kam. Dafür bietet unsere deutsche Geschichte ja genügend Anlass und umso spannender ist es, diesen Umständen philatelistisch nachzuspüren. Den "Hauch der Geschichte" spürt man ebenso, wenn man Belege von oder an prominente Personen sammelt, die einen ebenfalls  anspornen, sich mit den jeweiligen Institutionen oder Personen zu beschäftigen. Die letzte Folge über Hindenburgs Rolle bzw. Verantwortung in Bezug auf den Nationalsozialismus ist ein Beispiel dafür. Ansonsten wäre auch der Autor als Sammler von Hindenburgfrankaturen bei den bekannten Schlagwörtern und dem Pressefoto vom "Tag von Potsdam" als vermeintliche Versinnbildlichung der Geschichte stehengeblieben. Natürlich kann man darüber auch geteilter Meinung sein, aber ist das nicht gerade das spannende? Der Autor hat schon darauf hingewiesen, dass gerade solche Belege mit historischem Bezug in Zukunft vielleicht noch Sammler interessieren werden, wenn es schon gar nicht oder nicht mehr vordergründig um die Marken geht, mit denen die Belege frankiert sind. Das Trendgebiet Social Philately weist in diese Richtung, auch wenn der Autor wenig von Schubladen hält und ältere Sammler auch schon früher auf so etwas ihren Blick richteten.



Ein R-Brief ab "Landshut" 6.10.33. Prominent der Empfänger und das Porto ist auch gar nicht so häufig, da der doppelgewichtige Brief nur vom 15.1.32 bis 1.12.33 25 Pfennig erforderte.


Gleichwohl steht "so etwas" nicht im Katalog und es gibt dafür keine Michel-Bewertung. Zugewinn, Erkenntnis und Freude hängen jedoch nicht von hohen Michel-Bewertungen ab, die es bei Hindenburg-Frankaturen durchaus auch gibt; dafür vom eigenen Blickwinkel und Interesse. Das war es, was der Autor zeigen wollte: Die Augen offen zu halten für Belege, deren Wert sich nicht unbedingt aus dem Katalog und damit ist auch der Auktionskatalog gemeint, ergibt. Der Autor würde sich freuen, wenn andere Sammler die meist stiefmütterlich behandelten Werte der Dauerserie „Hindenburg“ nun mit etwas anderen Augen sehen. Hier gibt es natürlich noch viel mehr zu entdecken, als die kleine Serie aufzeigen konnte und wollte: Wasserzeichen-Besonderheiten, das gerade bei Hindenburg-Marken schier endlose Feld von Frankaturen mit Zusammendrucken, ergänzende Frankaturen auf Ganzsachen etc..
In diesem Sinne, viel Spaß beim Sammeln und auch an den nachfolgenden Belegen!

Dr. Axel Eska



Drucksache ab "Amerika" 13.11.31. Der kleine Ort an der sächsischen Mulde spielt humorvoll auf den Namensvetter über dem großen Teich an.



Verlobungsanzeige mit L 2 "Ladingsdorf" nach "Budenbrock". Ein schöner, weil aufwendiger Zierbrief. Die Orte scheinen im Orkus der Geschichte verschwunden zu sein, vielleicht ist das ehemalige "Buddenbrock" in Pommern südlich von Stettin gemeint.



Hier ein Blick in den Briefekatalog: Eine MeF der DR Michel 471 wertet mit 55 €, scheint mir aber doch viel seltener zu sein als die EF der 15 Pfennig DR Michel 470, obwohl grundsätzlich bis 1945 möglich.



Eine Frankatur der 40 Pf DR Michel 472 ab "Harburg" 17.4.33 ins nigerianische "Lagos". Trotz der seltenen Destination scheint mir die Seltenheit der EF für einen doppelgewichtigen Auslandsbrief hier ebenso beachtlich.



Ein schönes Briefgesicht für einen Eilboten-Brief ab "Plauen" 8.7.35 zu 52 Pf.



Ein kleines Briefchen zum Standard-Einschreibeporto für 42 Pf ab "Korbach" 26.3.36 gefällt wegen der Fünf-Farben-Frankatur (!) und überrascht wegen der unterschiedlichen Schreibweise des Aufgabeorts in R-Zettel und St.



Auch fünf Marken wie zuvor, diesmal nur drei Farben, aber eine deutlich seltenere Portostufe ab "Berlin-Charlottenburg" 22.2.35. Eilbote (40 Pf), Rohrpost (10 Pf) und Luftpost (10 Pf) zzgl. das einfache Briefporto (12Pf) ergeben 72 Pf und in Kombination mit den Perfin HEM ist das schon eine kleine Seltenheit.



Die 25 Pf DR Michel 522 in lebhaftultarmarin ab "Wien" 21.2.40? Egal bei dieser wunderbaren Buntfrankatur von zehn Hindenburg-Medaillon-Marken zu einem Gesamtporto von 1,05 RM (25 Pf Ausland, 50 Eil, 30 Pf Einschreiben) und dem Empfänger "Dir. Tobler" vom Emmenthaler Käse!



Ebenfalls zehn Marken ab "Berlin" 26.7.41 nun aber zu 5,05 RM für den Luftpostbrief nach Argentinien; viermal ist hier der Höchstwert zu 100 Pf verklebt. Beachtlich ist hier auch die Zensur: Da es es sich ausweislich des vorderseitigen ovalen Botschaftsstempel um Diplomatenpost handelte, wurde nur der Durchlaufstempel "A d" abgeschlagen, der Briefinhalt unterfiel nicht der Zensur (Riemer Ref. D 30 a).




Am 13.8.34 startet ab "Ebrach" der doppelgewichtige Brief zu 24 Pf. Aufgrund der erforderlichen Landpostzustellung der Eilsendung sowie Einschreiben addiert sich das Porto auf insgesamt RM 1,34.



Ein Firmenbrief ab "Manebach" vom 1.12.34. Ein Blick auf den Zielort, das böhmische "Reichenberg" macht klar, dass die 35 Pf Porto kein Irrtum sind, sondern erforderlich für die 2. Gewichtsstufe eines Fernbriefs zum Sonderporto nach Tschechien (20Pf+15Pf). Seltener als man denkt.



40 Pf für den doppelgewichtigen Auslandsbrief ins norwegische "Trondheim" ab "Hamburg" 8.4.40 sind keine Seltenheit. Doch mit dem Reederei-Logo und dem ZusatzSt. "Eilige Schiffspapiere" entwickelt der Standardbeleg doch einen eigenen Charme. Das Briefgesicht profitiert vom Farb-Gleichklang der Marke und der Stempel.



Philatelistisch anspruchsvoller wird es mit es mit der Kartenbrief der Berliner Kriminal-Inspektion-Mitte innerorts zu 8 Pf befördert mit Rohrpost, MinutenSt. "Berlin" 19.1.39 und spannender MiF von zwei Hindenburg-Medaillon-Marken mit POL sowie eine 40 Pf Dienstmarke zu insgesamt 58 Pf.



Nochmal kommt die Polizei zum Zug mit einem Beleg ab "Magdeburg" 9.5.35, der nicht nur optisch präsent ist, sondern gleich mehrere Besonderheiten vereint: POL der Hindenburg-Marke, MiF mit AFS und Porto für den doppelgewichtigen Ortsbrief (16Pf) zuzüglich Gebühr für die enthaltene Zustellurkunde (30 Pf), mithin insgesamt 46 Pf. Solche Zustellungen dürfte es zwar oft gegeben haben, vorhanden sind solche Belege seltener als manche Zuleitungspost einer Zeppelinfahrt.




Die evangelische Bahnhofsmission zum Schutze alleinreisender Frauen, Mädchen und Kinder sandte per Eilboten ab "Zittau" 31.7.34 ihre Anmeldekarte  an den Bahnhof "Arnsdorf", um zwei Mädchen beim Umsteigen zu betreuen. "Erkennungszeichen Stillstehen am Zuge ..." Man beachte: Die Karte wurde 20.00 Uhr am Vortag aufgegeben, langte, sicher auch per Bahn, am 1.8. 06.00 Uhr in Arnsdorf an, wo die Mädchen  bereits 09.04 Uhr eintreffen sollten, um für ihre weitere Fahrt umzusteigen. Solche Karten wird es häufig gegeben haben, heute sind sie selten.



Ein schlichter Firmenbeleg ab "Oppeln" 6.6.41 scheint nur einen sauberen Abschlag des MWSt als Vorzug aufweisen zu können. Doch der Blick auf den Empfänger kann den engagierten Sammler neugierig werden lassen, was es wohl mit dem "Umsiedlungslager" auf sich hat.



Und schlicht soll es auch hier auch zu Ende gehen: Eine Ganzsache Hindenburg Trauerrand P 234 mit klarem "Dresden" 6.10.34 soll einer Erwähnung wert sein? Zuerst gefällt wieder einmal das äussere Erscheinungsbild, die Kombination von Trauerrand-Ganzsache mit Trauerrandmarke DR Michel 549. Aber das Sonderporto zu 10 Pf für eine Postkarte in die Tschechoslowakei (statt 15 Pf Auslandsporto) ist damit doch auch besonders gelungen dargestellt, meinen sie nicht auch?