Ansichtskarte mit einem Feldpostwagen
(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)
Der sogenannte Schlieffen-Plan sah die Nordumfassung des französischen Heeres vor, wofür der rechte Flügel des deutschen Heeres im Verhältnis zum im Elsass operierenden defensiven linken Flügel sieben Mal stärker sein sollte. Der dann 1914 federführende Generalstabschef Helmuth von Moltke (der Jüngere) verwässerte die extreme Übergewichtung des rechten Flügels und zog zudem unnötig zwei Armeekorps nach Osten ab, als Russland 1914 überraschend schnell mobilisierte und Ostpreußen verwüstete. Schlieffen dagegen hatte das als hinnehmbar betrachtet, um zunächst Frankreich zu schlagen. Von Bülow musste 1914 die von ihm befehligte 2. Armee kurz vor Paris umkehren lassen, da die Franzosen in die sich auftuende Lücke zur weiter nördlich stehenden 1. Armee zu stoßen drohten. Freiwillige wurden mit Zügen und Taxis aus Paris den Deutschen entgegen gefahren - ein Umstand, mit dem Schlieffen kurz nach der Jahrhundertwende nicht rechnete. In jedem Krieg entwickeln sich die Dinge anders als geplant und auch Helmuth von Moltke wurde das zu viel. Der Generalstabschef wurde depressiv, er verlor die Nerven und wurde abgelöst von von Falkenhayn. Deutschlands Kriegsplan war gescheitert und nun nahm der zermürbende Stellungskrieg seinen Lauf. Verdun, 1870 Schauplatz des Sieges über Frankreich, sollte zur „Knochenmühle“ für Deutsche und Franzosen werden.
Die 1918 gelaufene Ansichtskarte zeigt einen Feldpostwagen von vor 110 Jahren und seine unzähligen Einschüsse. Das veranschaulicht gut die Intensität der Kämpfe. Über die den Wagen ziehenden armen Militärpferde müssen wir uns keine Gedanken mehr machen. Was wird aus dem Wagenlenker geworden sein? Tod wie seine Pferde? Wie werden die Poststücke im Wagen ausgesehen haben, fragt sich ein Philatelist. Und werden sie vielleicht mit dem Vermerk versehen worden sein „Infolge Kriegseinwirkung beschädigt?“
PS. Der Autor verweist auf seinen Beitrag „1915-Deutschland im Krieg“ IPV-Newsletter 111