Eine Feldpostkarte von Brünn nach Dresden
Die Karte trägt weder einen ordentlichen Orts-Poststempel, noch ist sie frankiert. Dennoch handelt es sich um ein postalisch befördertes Ganzstück, eines, das sogar eine besondere Geschichte erzählen kann:
Oben lesen wir „Feldpostkarte“, etwas zaghaft mit Bleistift beschriftet. Das ist der Grund, warum zur Beförderung keine Briefmarke erforderlich war, denn Feldpost war und ist portofrei. Das lesen wir auch im schräg abgeschlagenen Kasten-Stempel „Kriegsdienst/Portofrei“ rechts oben. Darunter ist der ebenfalls violette Absender-Stempel „K. und K. / Bahnhof Kommando / in Brünn oberer Bhf.“
Der Empfänger ist sinniger Weise ein Bahnhofswirt in Dresden, wohnhaft auf der Hansastraße. Die Karte wurde also im mährischen Brünn (heute Brno in der Tschechischen Republik) im verbündeten Kaiserreich Österreich (und Königreich Ungarn, deshalb K. und K.) in das damalige Königreich Sachsen aufgegeben. Es bestanden vielfältige und freundschaftliche Verbindungen der Nachbarländer, die im I. Weltkrieg eine Schicksalsgemeinschaft bildeten. Trotz Bündnis und Freundschaft ist mittig ein sogenannter Zensur-Stempel in Rot abgeschlagen, was bedeutet, dass man den Inhalt der Karte auf militärisch relevante und damit verbotene Inhalte prüfte.
Und was steht noch auf der Karte? „Wir sind mit Karten als Liebesgaben reichlich bedacht worden…“ Liebesgaben? So nannte man im Krieg Geschenke, aber auch Lebensmittel-pakete an die Soldaten. Die Karte selbst ist hier also eine Liebesgabe.
Die patriotische Begeisterung war in allen Ländern zu Beginn des 1914 ausbrechenden Weltkriegs groß und damit und auch später die Spendenbereitschaft und Unterstützung der Bevölkerung an die Feldgrauen. Der Absender hatte zum Zeitpunkt der Postaufgabe wohl noch keine Entbehrungen zu erdulden. Man liest am Ende seine Zugehörigkeit zum 177. Regiment, auch dass es wohl eine „Freiwilligen“-Einheit war, was damals weit verbreitet war, siehe oben. Die letzte Zeile des Absenders:
„Auf Proviantzug nach den Beskiden.“ Das hat den Bahnhofswirt sicher gefreut, dass der Schreiber gut versorgt war, denn Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen.
Dazu passend aus Beleg des Monats - Ansichtskarte mit einem Feldpostwagen

