Hindenburg mit Ohrring
(vorgestellt von Thomas Wünsche, IPV)
Auf den ersten Blick eigentlich nichts Besonderes. Eine Drucksache portogerecht frankiert mit einer 3 Pf-Marke der Hindenburg-Dauerserie entwertet mit einem Maschinenwerbestempel. Aber was sind das für komische Wellenlinien über der Marke und was bedeutet die Nummer „677“ am oberen Markenrand?
portogerechte Drucksache mit Vorausentwertung durch einen Freimarkenstempler der Firma T&N
Der Brief ist ein Beleg aus den Anfängen der Postautomation. Ein Herr Erich Komusin hatte Anfang der 30er Jahre die Idee eines Freimarkenstemplers entwickelt. Seine eigene Firma KOMUSINA war wegen Patentstreitigkeiten mit der Firma FRANKOTYP in Konkurs gegangen. Deshalb trat er mit seiner Idee an die Firma Telefonbau und Normalzeit AG heran. Der gemeinsam entwickelte Freimarkenstempler verklebte Rollenmarken auf Sendungen und entwertete diese mit einem Wellenmuster in schwarzer Stempelfarbe. Gleichzeitig wurden neben dem Entwertungsstempel ein Tagesstempel und ein Werbeeinsatz abgeschlagen, ähnlich den heute bekannten Absenderfreistempeln. Neben den Wellenlinien hat der Entwertungsstempel weitere charakteristische Merkmale:
Die Zahl am oberen Rand ist die Registrierungsnummer des eingesetzten Gerätes (1). Im Zentrum befindet sich ein kleiner Ring (2). Die vier Punkte um diesen Ring stammen von den Nadeln, mit denen die zum Frankieren genutzten Marken im Gerät transportiert wurden (3). Da der Ring in der Mitte bei den vorwiegend verwendeten Hindenburg-Rollenmarken immer unterhalb des linken Ohres sitzt, wird diese Art der Freimachung mit gleichzeitiger Vorausentwertung in der Literatur als „Hindenburg mit Ohrring“ bezeichnet.
Weitere interessante Informationen mit vielen Abbildungen zu den Freimarkenstemplern der Fima T&N erhält man auf der privaten Homepage "Deutsche Postautomation".
Hier zeigen wir einen weiteren schönen Probeabschlag eines T&N-Maschinenstempels.