Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Privatganzsachenumschlag zum 29. Deutschen Philatelistentag



DR Ganzsachenumschlag 1923 zum 29. Deutschen Philatelistentags des Bundes deutscher und österreichischer Philatelistenvereine mit Sonderstempel Frauenkirche.

Zum o.g. Thema erschienen 1923 mehrere Ganzsachen mit unterschiedlichen Wertzeicheneindrucken auf verschiedenfarbigen Karten und Umschlägen beispielsweise mit grünlichen, bräunlichen oder auch rötlichen Farbtönungen.

Als Thematiker finde ich den gelungenen Sonderstempel sehr interessant. Die Stempelgestaltung zeigt in dieser Form erstmalig die Kuppel dieses evangelischen Gotteshauses.

Die Form der Frauenkirchkuppel in Dresden ist einzigartig und stellt in mehrfacher Form eine Besonderheit dar. Erst im Jahr 1733 wurde der Bau der Steinkuppel vertraglich vereinbart. Vollständig aus Sandstein gefertigt, bringt sie es auf ein Gesamtgewicht von über 12.000 Tonnen. Sie gilt als die größte steinerne Kuppel nördlich der Alpen und mit einer Höhe von 24 Metern sowie einem Durchmesser von 26 Metern, ist sie zu einem Wahrzeichen der Stadt Dresden geworden. Durch den geschwungenen Kuppelanlauf vermittelt sie den optischen Eindruck einer Glocke. Diese architektonische Schönheit und Einmaligkeit verdankt die Frauenkirche auch ihren Beinamen „Die steinerne Glocke”.

Oberhalb der Kuppel befindet sich die sogenannte Laterne, in der sich eine Aussichtsplattform befindet. Bereits während des Aufbaus der Steinkuppel traten erste Risse in der Konstruktion auf, weswegen mit dem Aufbau der Laterne erst 1741 begonnen wurde. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, vollendete das Aufsetzen des Kuppelkreuzes schließlich den evangelischen Monumentalbau. 

Besucher des Kuppelaufstiegs können von der Laterne in 67 Metern Höhe aus, in alle vier Himmelsrichtungen schauen. Bekrönt wird die Laterne durch die Turmhaube mit dem Turmkreuz der Frauenkirche. 

Dieser Beleg ist aber auch postgeschichtlich sehr interessant, denn er wurde in der Inflationszeit hergestellt und verwendet. Nach einer Portoerhöhung am 1. März 1923 folgte die nächste Portoerhöhung bereits am 1. Juli 1923, also etwas mehr als 3 Wochen vor dem Philatelistentag. 

Wer schon einmal eine philatelistische Veranstaltung organisiert hat, der weiß, dass man mit der Herstellung von Souvenirkarten und -umschlägen schon weit vorher beginnen sollte... 

Der Wertstempel besteht aus 2x "Holztaube" zu 25 RM und 1x "Holztaube" zu 100 RM, also hat der Umschlag einen Frankaturwert in Höhe von 150 RM. 

In der gezeigten Verwendung (Ortsbrief, vermutlich bis 20 g) betrug das Porto ab dem 1. Juli 1923 120 RM. Dafür reichten die Wertstempel der Ganzsache aus, der Brief ist mit 30 RM überfrankiert. Für einen Inlandsbrief bis 20 g hätte das Porto nicht gereicht, denn der kostete ab dem 1. Juli 300 RM.

Also warum werden von Philatelisten Briefe mit einem Frankaturwert von 150 RM gedruckt, wenn es dafür keine portogerechte Verwendungsmöglichkeit gibt???

Bekanntlich war die "Holztaube" eine Flugpostausgabe. Ab dem 1. März 1923 musste man für einen Brief bis 20 g im Inlandsverkehr 100 RM zahlen. Der Luftpostzuschlag für diese Gewichtsklasse betrug im Inland einschließlich Danzig, Memel und Österreich (Philatelistentag des Bundes deutscher und österreicher!!! Philatelistenvereine)  50 RM. Macht nach Adam Riese genau 150 RM.

Vermutlich wurden die Veranstalter einfach von der Portoerhöhung am 1. Juli überrascht und die Ganzsachenumschläge für die Luftpostverwendung waren zu diesen Zeitpunkt bereits hergestellt.