Internationaler Philatelistenverein von 1877 Dresden e.V

Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands


Die Augustusbrücke

Es ist unsicher, ob es bereits eine Brücke über die Elbe gab, als Dresden 1206 urkundlich erwähnt wurde. Die erste gesicherte urkundliche Nennung einer Elbbrücke datiert um 1230. Noch heute führt an gleicher Stelle eine Brücke über die Elbe.

In einer Urkunde Heinrich des Erlauchten (Abbildung 1, rechts) von 1287 ist dann von einer steinernen Brücke mit 24 Pfeilern und 23 Bögen die Rede. Mit 560 Metern war sie zu dieser Zeit die längste Gewölbebrücke Europas. An den beiden Enden und in der Mitte dienten hölzerne Zugbrücken zur Verteidigung. Durch Eisgang und Hochwasser (z. Bsp. Magdalenenhochwasser 1342) wurde die Brücke  mehrfach stark beschädigt und anschließend wieder aufgebaut. Beim Bau des Georgentors, des Schlossplatzes und der Neustädter Rampe wurden auf beiden Seiten mehrere Bögen zugeschüttet und die Brücke verkürzt.

Der weitgereiste Burggraf Christoph zu Dohna spricht in einem Dokument von 1616 über seine Eindrücke: „Regensburg die schönste, Dresden die stärkste, Prag die längste…“

 

 

Abbildung 2: Markenheftchen Steinerne Brücke Regensburg

 

 

Abbildung 3: Block mit der Karlsbrücke in Prag

 

Anfang des 18. Jahrhunderts muss sich die Brücke in einem schlechten Zustand befunden haben. Ein willkommener Anlass für August den Starken (Abbildung 4, als August der II., König von Polen) die Brücke umzubauen und weiter zu verschönern. Die Pläne dazu lieferte ihm kein geringerer als der Schöpfer des Dresdner Zwingers – Matthäus Daniel Pöppelmann. Pöppelmanns Genialität bestand darin mit relativ wenig Aufwand einerseits die gestiegenen verkehrstechnischen Anforderungen zu erfüllen und andererseits die Brücke harmonisch an das zunehmend barocke Stadtbild anzupassen. 



Abbildung 5: Sonderstempel zum 350. Geburtstag von Matthäus Daniel Pöppelmann


Neben einer Verbreiterung der Brücke wurden verzierte Eisengitter als Brüstung angebracht. Die Brückenbögen erhielten je eine Laterne, deren Lichter erstmals im August 1729 erstrahlten.

 


Abbildung 6: Sondermarke von Montenegro aus Anlass der Schacholympiade 2008 in Dresden. Auf dem symbolisierten Schachbrett ist ein Stadtplan von Dresden um 1750 abgebildet, auf dem die Pöppelmann´sche Augustusbrücke zu sehen ist.

 

Die französische Armee unter der Leitung von Kaiser Napoleon (Abbildung 7) sprengte 1813 einen Pfeiler der Brücke und zerstörte dadurch auch die benachbarten Bögen. Durch die Kriegswirren konnte der Wiederaufbau erst in 1814/15 erfolgen.  

Beim Hochwasser im März 1845 wurde der Pfeiler mit dem 1728 aufgestelltem Kruzifix beschädigt. Das Kreuz verschwand in den Fluten und konnte bis heute nicht wieder gefunden werden. 

 

Seit 1881 führen mehrere Linien der Pferdebahn (bis 1900 schrittweise abgelöst von der Strassenbahn) über die Brücke. Ab 1898 erfolgte auch der Einsatz elektrischer Straßenbahnen allerdings noch ohne Oberleitung (Akkumulatorenwagen). Durch die weiter zunehmende Belastung kommt es immer wieder zu Beschädigungen. Die Brücke ist den Anforderungen des gestiegenen Verkehrs nicht mehr gewachsen. Für die aufstrebende Elbschifffahrt wird die Brücke zum Hindernis, denn ihre Bögen sind zu schmal und zu niedrig.

Abbildung 8: Sonderstempel "100 Jahre Straßenbahn zwischen Postplatz und Pieschen"

Im Februar 1906 beschloss der Stadtrat die alte Brücke abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Als Architekt konnte man Wilhelm Kreis gewinnen, der sich zuvor schon mit dem Völkerschlachtdenkmal und den Bismarcksäulen einen Namen gemacht hatte. Um den Verkehr nicht zu behindern wurde 1907 eine Hilfsbrücke fertig gestellt. Die aufwendige Konstruktion aus Holz und Stahl hatte neben Fußwegen eine Fahrbahn mit zwei Straßenbahngleisen und kostete 450.000 Mark. Parallel zum Bau der Interimsbrücke begann der Abbruch der alten Brücke. Die Pfeiler an Land  wurden gesprengt, der im Strom liegende Teil der Brücke wurde manuell abgetragen. Ein Teil des Abbruchmaterials konnte beim Bau der neuen Brücke wieder verwendet werden. Das Bauwerk wurde aus Stahlbeton errichtet und mit Sandsteinquadern verkleidet. Damit gelang es Wilhelm Kreis mit seinem Neubau einen ästhetisch überzeugenden Ersatz an dieser äußerst sensiblen Stelle im Stadtbild zu schaffen (Abbildung 9).

Die Einweihung der nach dem amtierenden König benannten Friedrich-August-Brücke erfolgte am 30. August 1910. Die Gesamtkosten des Neubaus betrugen 5,5 Millionen Mark und damit eine halbe Million weniger als geplant!!!

Die Daten der alten und der neuen Brücke zeigt die folgende Zusammenstellung:

Gebräuchlicher Name

Augustusbrücke

Namen 1. Brücke

Bis Mitte 14. Jh.: u. a. Dresdner Brücke bzw. steinerne Brücke über die Elbe        um 1730: Augustusbrücke

Baubeginn/Eröffnung

Unbekannt, erste Erwähnung einer Brücke um 1230; erste Erwähnung als steinerne Brücke 1287

Bauzeit

unbekannt

Bauart

Steinbogenbrücke mit ursprünglich 24 Pfeilern und 23 Bögen, 6 Bögen wurden durch Neubauten zugeschüttet

Länge und Breite

ursprünglich 560 m x 8,5 m; nach Umbau durch Pöppelmann 402 m x 11,3 m

Amtlicher Name 2. Brücke

1910-1945: Friedrich-August-Brücke 1945-1990: Georgi-Dimitroff-Brücke      ab 1990:     Augustusbrücke

Baubeginn

03.02.1907

Eröffnung

30.08.1910

Bauzeit

3 Jahre 5 Monate und 28 Tage

Bauart

Stahlbetonbogenbrücke mit Sandsteinverkleidung

Länge und Breite

390 m x 18 m (Pfeilerkanzeln 25 m)

 

 

Abbildung 10: Ansichtskarte mit einer Zeichnung der alten und der neuen Brücke

Die Bombenangriffe vom 13. Und 14. Februar 1945 überstand die Brücke nahezu unbeschadet. Um den Vormarsch der Roten Armee zu stoppen wurden kurz vor Kriegsende von der deutschen Wehrmacht auf der Neustädter Seite zwei Brückenbögen gesprengt. Durch eine hölzerne Behelfsbrücke, gebaut von Pionieren der Roten Armee, wird die Brücke wieder passierbar. Der zerstörte Teil wird trotz Mangelwirtschaft detailgetreu wieder aufgebaut und 1949 fertig gestellt.

Zur Einweihung am 8. Oktober 1949 erhält die Brücke den Namen des bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitroff (Abbildung 11), der in Deutschland im Exil lebte und insbesondere durch den Reichstags-brandprozess bekannt wurde. (Dieser offizielle Name wurde jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch von den Dresdnern nur sehr selten verwendet!)

Am zweiten Brückenpfeiler befindet sich der Pegel Dresden. Beim Jahrhunderthochwasser in 2002 wurden dort 9,40 m gemessen, beim Hochwasser 2013 waren es 8,76 m. Aufgrund der entstandenen Schäden wird die Brücke seit 2017 saniert. Der erste Bogen wird komplett ersetzt. Die Sanierungsarbeiten sollen bis 2020 dauern und mehr als 27 Millionen Euro kosten.

 


Abbildung 12: Bildpostkarte - Blick von der Marienbrücke auf die Augustusbrücke