Ältester Briefmarkensammlerverein Deutschlands

Das Luftschiff LZ 17 "Sachsen" (Teil 1)

(Ein Artikel aus den 77er-INFO 1/2018 von Erhard Rothbauer, Beeskow)

Es war am Abend des 02. Juli 1900 als sich LZ 1 – das erste starre Luftschiff des Grafen Ferdinand von Zeppelin – vom Floß bei Manzell über den Bodensee erhob und mit seinem Erfinder einen 20-minütigen Flug absolvierte. Mehrere Jahre Entwicklung, Anspannung und Sicherung der finanziellen Mittel zeigten den ersten Erfolg für die Idee des kleinen Mannes mit der weißen Mütze, den die Menschen den verrückten General nannten. Friedrichshafen am Bodensee wurde zum Zentrum der Luftschifffahrt der Zeppelinschen Unternehmungen. Die Jahre davor waren durch Erfolge und Rückschläge gekennzeichnet. Aber es gab vor allem den unbändigen Willen des Grafen und seiner engsten Mitarbeiter, den Traum vom Fahren mit dem Schiff leichter als Luft für kommerzielle und militärische Zwecke zu verwirklichen. Nach der Katastrophe mit dem LZ 4 bei Echterdingen wurde durch die Spendenkraft der Menschen im Deutschen Reich die wirtschaftliche Basis gelegt. Mit den folgenden Luftschiffen konnten dann längere Fahrten unternommen und mehr und mehr Passagiere befördert werden.

Ein besonderes und vor dem I. Weltkrieg das modernste und erfolgreichste Luftschiff wurde nach einer Testfahrt am 03. Mai 1913 an die DELAG übergeben – das LZ 17 „Sachsen“ (Abbildung 1). Es hatte eine Länge von 140 Metern, einen größten Durchmesser von 14,86 Metern und umfasste ein Volumen von 19500 Kubikmetern. Drei Maybach-Motoren mit je 170 PS gaben ihm eine Geschwindigkeit von 77,4 km/h, es konnte 7,4 Tonnen Nutzlast tragen.



Abbildung 1: LZ 17 „SACHSEN“ in der Halle in Leipzig

Bereits am 4.5.1913 wurde die erste Passagierfahrt von Friedrichshafen nach Augsburg und zurück unternommen. Die zu diesem Anlass herausgegebene Sonder-Ganzsache wurde am 4.5.1913 geschrieben und einen Tag später gestempelt  (Abbildung 2).



Abbildung 2: Ganzsache zur Zeppelin-Landung, Stempel Augsburg 4.V.13 9-10 V

Am 10.05.1913 konnte zum ersten Mal der neue Bordpoststempel auf der Fahrt verwendet werden. Die Karte auf den Bildern hat Luftschiffkapitän Hacker an seinen Sohn geschrieben und darauf verwiesen. Er hat eine der ersten farbigen Ansichtskarten genutzt, die speziell von der DELAG verausgabt wurden (Abbildungen 2a).


 


Abbildung 2a: Vorder- und Rückseite einer Karte von der Fahrt am 05.10.1918 mit Bordpoststempel

Ab dem 16.05.1913 war die „Sachsen“ in Oos stationiert. Hier fanden diverse Fahrten mit Passagieren und eine militärische Probefahrt statt. Über Stuttgart fuhr das Luftschiff Anfang Juni nach Frankfurt (Main). In diesem Zeitraum wurde für den Abschlag des Bordstempels rote Farbe verwendet (der entsprechende Beleg ist in der s/w-Abbildung leider nicht gut darstellbar).

Verschiedene Fahrten und Stationen wie Wien, Hamburg und Potsdam schlossen sich an, bevor die „Sachsen“ dann am 22.06.1913 pünktlich zur Eröffnung des neuen Luftschiffhafens in Leipzig ankam. Hier blieb LZ 17 bis Anfang August und unternahm Fahrten rund um Leipzig, nach Zwickau und Zittau, sowie die Vogtlandfahrt mit Station Plauen. Überall wurden die Ankunft oder der Überflug von den Menschen mit Interesse und Jubel verfolgt. Oft warteten Tausende in den Orten und an den Landeplätzen. Viele Städte und Firmen gaben besondere Karten oder Reklame heraus.

 

 

Eine Besonderheit als Postbeleg zeigt die Karte von der Baufachausstellung 1913 in Leipzig, die ein Passagier als Bordpostbeleg genutzt hat (Abbildungen 3 und 4). Sie gehört zu den Seltenheiten, die man für verschiedene Zeitabschnitte und Sonderfahrten der „Sachsen“ findet.


 


Abbildungen 3 und 4: Bordpostbeleg vom 9.7.1913 anlässlich der Baufachausstellung Leipzig 1913

In der Auswahl für diesen ersten Beitrag fiel es nicht leicht, die Bilder herauszusuchen und deren Anzahl einzugrenzen. Für die zeitliche Abfolge der Stationen ließen sich fast immer mehrere interessante Belege finden. Das trifft auf die nächsten Orte wie Hamburg, wieder Leipzig, Potsdam und die vielen angefahrenen Bereiche zu. Hier seien nur Schmölln, Chemnitz, Zittau, Eisenberg und Zeitz genannt. Zu vielen Ereignissen wurden in späteren Jahren Belege und Sonderstempel zu Jubiläen herausgegeben. Ein Beispiel ist der zu DDR-Zeiten erschienene Erinnerungsbeleg (Abbildung 5).



Abbildung 5: Erinnerungsbeleg an die Landungsfahrt des LZ 17 am 19. Oktober 1913

Im Oktober und November 1913 schlossen sich zwei besondere Fahrten an. Die erste ist unter dem Begriff „Haida-Fahrt“ zum gleichnamigen Ort in Böhmen bekannt. Startort dafür war der neu gebaute Luftschiffhafen Dresden-Kaditz (Abbildung 6).



Abbildung 6: Ansichtskarte Luftschiffhalle Dresden-Kaditz, gelaufen als Feldpost

Nach dem Abbruch des Versuchs am 20.10. und dem wegen schlechter Witterung am 02.11. verschobenen Start ging es am 09.11.1913 richtig los. Dazu sind Sonderkarten und Sonderstempel speziell von österreichischer Seite aufgelegt worden. Durch die Unterschiede der Karten, der Frankaturen und der verwendeten Stempel gibt es viele Kombinationen. Die österreichische Postkarte vom 09.11.1913 mit 5 Pfennig Germania-Briefmarke in Grün, dem Bordstempel und dem Bordpoststempel der „Sachsen“ ist eine dieser durchaus wertvollen Stücke (Abbildung 7).



Abbildung 7: Erinnerungskarte zur Haida-Fahrt vom 09.11.1913 mit Bord- und Bordpoststempel

Nach der Rückkehr aus Haida blieb die „Sachsen“ bis Anfang Dezember 1913 in Dresden. Hier war wiederum der auf der Karte dargestellte Flughafen Dresden-Kaditz der Stationierungsort.




Abbildung 8: Ausschnitt einer Feldpostkarte vom 19.1. 1917, mit Tages-stempel von Dresden-Neustadt, daneben der Briefstempel  "Königlicher Preussischer Feldtrupp für Luftschiffe Nr. 24"

 

 

Zur Illustration des Standorts: Die Ansichtsseite dieser Feldpost-Karte zeigt die nahe gelegene Armeeluftschifferkaserne von Uebigau. Es ist schon die Zeit des Preußischen Feldtrupps für Luftschiffe, wie der Briefstempel dokumentiert.



Abbildung 9: Ansicht der Armeeluftschifferkaserne Uebigau

Nach der Zeit als Marineluftschiff (Dezember 1913 bis April 1914) wurde die „Sachsen“ in Potsdam Ende April um ein Segment vergrößert. Mit nun 148 Metern Länge kam das Volumen auf 20870 Kubikmeter. Bis zum 07.08.1914 war das Luftschiff die meiste Zeit in Leipzig und unternahm von dort weitere Fahrten mit Passagieren. Insgesamt 419mal fuhr die „Sachsen“ für die DELAG über 39919 Kilometer. Am 07.08.1914 wurde sie durch den Ausbruch des Krieges an das Heer übergeben. Nachdem das Luftschiff den Anforderungen nicht mehr genügte, wurde es schließlich am 06.09.1914 in Düren abgerüstet.

Blättert man durch die Belege zur Historie dieses einen Zeppelins wird schon klar, wie umfangreich dieses Gebiet ist. Es bietet aber auch enorme Chancen, sich mit der Geschichte Deutschlands zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Hinzu kommt, wie sogar in jüngster Ausgabe die „Börse Online“ feststellte, das gerade die Pionierzeit der Luftschiffe eine Fülle sehr werthaltiger Postdokumente bereithält, die man sich getrost als Anlage vorstellen kann. Allerdings weist das ebenso darauf hin, dass viele Belege selten, schwer zu bekommen und nicht gerade billig sind.

Für mich ist es Hobby und Leidenschaft, denn schon vor ein paar Jahren haben mich ein Artikel und ein Buch mit dem „Zeppelin-Virus“ infiziert. Und nun ist speziell das LZ 17 „Sachsen“, dem ich meine Aufmerksamkeit zugewendet habe.


   

Abbildung 10: Erinnerungsbeleg anlässlich  des 100-jährigen Jubiläums der letzten Fahrt der „Sachsen“ mit Marke Individuell (leider mit Bild des Zeppelins „Parseval“)